Defekte oder verschlissene Stoßdämpfer gehen nicht nur auf den Rücken, sondern auch aufs Fahrwerk. Zwar können ausgeklügelte elektronische Fahrassistenten wie ESP oder ABS selbst kniffelige Fahrsituationen meistern. „Doch die Regelsysteme können die Grenzen der Fahrphysik nicht außer Kraft setzen und sind auf ein intaktes Fahrwerk angewiesen“, mahnt Jürgen Lebherz. Und der TÜV-Süd-Experte weiter: „Sind die Stoßdämpfer verschlissen, gerät das Fahrzeug unversehens in einen Schlingerkurs.“ Deshalb sollten Fahrzeughalter regelmäßig die Stoßdämpfer von einem Fachmann kontrollieren lassen, sofern solche Kontrollen nicht im Inspektionsumfang aufgelistet sind.
Eine einfache Sichtprüfung oder ein Wipptest mit der Hand liefern keine verlässlichen Kontrollergebnisse über die Beschaffenheit der Dämpfer. Lebherz: „Optimal ist eine Dämpferprüfung auf einer sogenannten Rüttelplatte.“ Dabei wird das Dämpfungsverhalten des gesamten Fahrwerks unter die Lupe genommen. Tückisch: Stoßdämpfer verlieren allmählich ihre Wirkung. „Deshalb wird die schleichende Abnutzung vom Fahrer vielfach nicht bemerkt“, schildert der TÜV-Süd-Fachmann eine besondere Gefahr des Verschleißprozesses.
Oft unbekannt: Defekte Stoßdämpfer bedeuten nicht nur weniger Komfort, sondern – weitaus folgenreicher – weniger Fahrsicherheit. Dabei wächst die Unfallgefahr mit zunehmender Beladung des Fahrzeugs, etwa wenn das Auto für die Fahrt in den Urlaub voll bepackt ist.
Was passiert, wenn die Dämpfer in der Leistung nachlassen, beschreibt Experte Lebherz: „Bei Kurvenfahrten oder Ausweichmanövern bricht das Fahrzeug erheblich eher aus. Der Bremsweg verlängert sich etwa ab Tempo 80 um zwei bis drei Meter, und der gefürchtete Aquaplaning-Effekt setzt viel früher ein. Außerdem verschleißen die Reifen schneller.“ Auch die Funktionsfähigkeit elektronischer Fahrassistenzsysteme wie ABS (Antiblockiersystem), ASR (Antischlupfregelung) oder ESP (Elektronische Stabilitätskontrolle) wird dadurch stark beeinträchtigt, da diese auf einen guten Fahrbahnkontakt angewiesen sind.
Folgende Indizien können laut Jürgen Lebherz auf mangelhafte Stoßdämpfer hindeuten: Das Reifenprofil ist ungleichmäßig abgefahren und die Reifen sind vorzeitig abgenutzt. An den Dämpfern befinden sich deutliche Ölspuren. Das Lenkrad vibriert - auch auf ebener Straße und trotz frisch gewuchteter Reifen. Der Wagen reagiert gegenüber Seitenwind sehr sensibel. Das Fahrverhalten ist unpräzise sowie in Rechts- und Linkskurven unterschiedlich. Bei Schlaglöchern oder Bodenwellen sind Poltergeräusche aus den Radkästen zu hören.
Wer für sich und sein Auto sichergehen will, wartet erst gar nicht so lange, sondern lässt die Stoßdämpfer regelmäßig in einer Fachwerkstatt kontrollieren.
Quelle: TÜV-Süd, Foto: AdobeStock