Vorsicht Falle. Das Zurückdrehen des Tachostands ist leider nach wie vor eine sehr beliebte Betrugsmasche. Jeder dritte Kilometerstand ist nach Schätzungen der Polizei manipuliert. Handelt es sich um einen Jung-, Dienst- oder Geschäftswagen sollten Daten, Service- und Wartungsintervalle zumeist seriös, vor allem aber gut und leicht nachprüfbar sein. Ganz anders sieht es im Wortsinne bei älteren Gebrauchten aus. Denn: Betrug ist erstrecht im Digitalzeitalter selbst bei den meisten Neuwagen spielend einfach, warnt Deutschlands größter Automobilclub.
Das zeigt auch eine aktuelle Untersuchung des ADAC. Dazu wurden stichprobenartig drei Autos mit einem frei erhältlichen Gerät manipuliert: ein Ford Kuga von 2019, ein Opel Grandland X von 2020 und ein Peugeot 208 von 2019. Der Kilometerstand konnte laut dem ADAC meist nach wenigen Minuten beliebig verfälscht werden.
Bei zwei der drei untersuchten Wagen reichte es, das Manipulations-Gerät an die Onboard-Diagnosebuchse anzustecken. Beim Opel musste das Gerät zusätzlich auch am Tacho fixiert werden. Für mehr als 170 weitere Modelle ab 2019 gibt es ebenfalls passende Menüpunkte in den Manipulationsgeräten, wie der ADAC auf den frei zugänglichen Seiten der Gerätehersteller herausgefunden hat.
Somit greift laut ADAC die geltende EU-Verordnung immer noch nicht, wonach der Kilometerstand systematisch im Auto geschützt werden muss. Das Gesetz gilt seit September 2017 für neue Modelle und seit September 2018 für alle Neuwagen.
Für die Manipulation von Tachos werden handliche, leicht bedienbare Geräte verwendet, die im Handel legal erhältlich sind. Mit der darin enthaltenen Software kann bei der Mehrzahl der Fahrzeuge der Kilometerstand ohne Ausbau des Tachos oder anderer Teile beliebig verstellt werden. Die Änderung des Kilometerstandes wird nicht nur kurz vor dem Verkauf eines Gebrauchtwagens vorgenommen, sondern häufig auch während der Nutzung des Autos.
Die meisten Opfer sind dem ADAC zufolge private Gebrauchtwagenkäufer. Ihr Schaden geht oft über den überhöhten Kaufpreis hinaus, etwa wenn ein falscher Tachostand dem Besitzer vorgaukelt, dass ein vom Hersteller empfohlener Austausch eines Fahrzeugteils noch Zeit hat. Beispiel: Wenn ein Zahnriemen wegen des nicht erkannten Überschreitens des Wechselintervalls reißt, kann dies zu einem mehrere tausend Euro teuren Motorschaden führen.
Es ist selbst für Kfz-Sachverständige und so manchen Betrieb nicht einfach, einer professionell durchgeführten Tachomanipulation auf die Spur zu kommen. Gebrauchtwageninteressenten sollten daher vor dem Kauf Unstimmigkeiten akribisch ausschließen. Reparaturrechnungen, AU- und TÜV-Berichte, aber auch Ölwechsel-Aufkleber bzw. -Anhänger können Hinweise darauf geben, ob ein Kilometerstand plausibel ist. Sind entsprechende Nachweise nicht lückenlos in der Fahrzeughistorie nachzuvollziehen, ist bereits höchste Vorsicht geboten. So mancher Betrug lässt sich auch schon mit gesundem Menschenverstand erahnen. Im Zweifelsfall ohnehin die Finger vom Gebrauchtwagenkauf lassen.
Quelle und Foto: ADAC