Ein beispielloses Jahr liegt hinter uns. Wie so viele Branchen wurde auch der Automarkt arg gebeutelt. Der Absatz ging um knapp 20 Prozent massiv zurück. Kaum Verluste musste dagegen der Gebrauchtwagenmarkt verbuchen. Somit gehört dieses Geschäftsfeld eher zu den Gewinnern des Jahres 2020, wenn angesichts der prekären Lage vielerorts überhaupt von Gewinnern gesprochen werden kann. Zumal in den ersten beiden Monaten dieses Jahres auch hier eine kräftige Delle zu verzeichnen ist. Andererseits, wer hätte dies nach dem Ausbruch von Covid-19 und dem ersten Lockdown überhaupt für möglich gehalten?
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Nach einer Aufholjagd von Mai bis Juli 2020 und einem starken Jahresschlussspurt schloss der Gebrauchtwagenmarkt mit etwas mehr als sieben Millionen Besitzumschreibungen nur 2,4 Prozent unter dem Vorjahr ab. Während des Shutdowns im Frühjahr waren die Zahlen dagegen dramatisch um mehr als 40 Prozent eingebrochen.
Vor dem Kauf wurde im letzten Jahr länger und intensiver recherchiert. Ob die mehr vorhandene Zeit dafür ursächlich ist, wird in der Studie zwar nicht angesprochen, der Schluss dafür liegt jedoch nahe. So informierten sich die Gebrauchtwagenkäufer in 2020 in 99 Prozent der Fälle über mindestens eine Offline- und zu 89 Prozent über mindestens eine Onlinequelle. Auffällig dabei: Printmedien haben an Bedeutung gewonnen. Laut dem DAT-Report 2021 stieg demnach die Lektüre gedruckter Testberichte gegenüber dem Vorjahr von fünf auf 15 Prozent, die von Anzeigen in Printmedien von sechs auf 9 Prozent. Auch die Händlerwebseite ist bei den Online-Quellen deutlich wichtiger geworden (von 22 auf 35 Prozent). Darüber hinaus zogen Social-Media-Kanäle in der Bedeutung mit den Herstellerwebseiten gleich (14 Prozent).
Ebenso gestiegen ist die Investitionsbereitschaft. Mit einem Durchschnittspreis von 14.730 Euro für einen Gebrauchten wurde dem DAT-Report zufolge ein neues Allzeithoch erreicht. Steigerung zum Vorjahr: fast 20 Prozent. Der höhere Preis resultierte unter anderem darin, dass die Fahrzeuge im Schnitt jünger waren und eine geringere Laufleistung aufwiesen als in den vergangenen Jahren. Für Modelle deutscher Premiumhersteller wurde mit 19.740 Euro am meisten bezahlt. Wer sich 2020 das erste Mal einen Gebrauchten zulegte, musste im Schnitt 7.910 Euro auf den Tisch blättern.
Auffällig: Die Finanzierungsquote war ebenfalls hoch. Erstmals wurden seit Beginn der Analysen für den DAT-Report mit 55 Prozent mehr als die Hälfte aller Gebrauchtwagen entweder ganz oder zumindest teilweise finanziert. Im Vorjahr lag dieser Anteil noch bei 41 Prozent – ein Plus von 14 Prozent. Dagegen fiel die Quote der nicht-finanzierten Fahrzeuge von 58 auf 44 Prozent.
Weiter rückläufig ist auch der Anteil des Privatmarktes. Nur noch 31 Prozent der Verkäufe gehen privat über die Bühne, 48 Prozent (+2 Prozent) dagegen über den Markenhandel. Hauptgrund: spürbare Zunahme der Inzahlungnahmen.
Quelle: DAT, Foto: Fotolia