Der Ball ist rund, das Runde muss ins Eckige, ein Spiel dauert 90 Minuten – der Auto-Corso nach einem erfolgreichen EM-Spiel dauert meist genauso lange. Fan-Pflicht in der automobilen Nachspielzeit: die Fahrzeug-Beflaggung in den jeweiligen Landesfarben. Schlechtes Material, unzureichende Halterungen oder nicht sachgemäße Befestigung können jedoch andere Corso-Teilnehmer verletzen. Damit Flaggenfahrer bei der Fußball Europameisterschaft (bis 14. Juli) nicht die rote Karte sehen, hat der TÜV-Süd ein paar nützliche Tipps zusammengestellt.
Motorhaubenbezug, Fan-Flosse, Windhose, Spiegelsocke, Finne und vieles mehr – Fußball-Fans sind kreativ, selbst bei der Autofahrt. Beim Kauf der Fanartikel muss indes auf Einiges geachtet werden. „Gerade bei den Halterungen gibt es große Qualitätsunterschiede. Brechen sie leicht, können schnell andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden“, warnt Alexander Bausch, Sachverständiger vom TÜV-Süd.
Verletzungsgefahr droht auch, wenn der Schmuck etwa bei Überlandfahrten oder gar auf der Autobahn am Fahrzeug belassen wird. Bauschs Tipp: „Lieber nicht raus aus der Stadt damit. Auch nicht, wenn Hersteller höhere Geschwindigkeiten angeben – teilweise bis Tempo 200. Bis 50 Stundenkilometer sind Fans auf der sicheren Seite.“
Wie beim Blick aufs Spielfeld gilt auch für die Fahrt: freie Sicht. Die Fanartikel dürften niemals so angebracht sein, dass für den Fahrer der Blick aus dem Auto versperrten. Das gelte auch für die Spiegel und die Scheiben. Dort haben Wimpel, Schals, Maskottchen und Co. laut dem TÜV-Süd-Fachmann nichts zu suchen.
Für Teilnehmer beim Auto-Corso sei es wichtig, gesehen zu werden – und das nicht nur als Fan. Deshalb unbedingt die Beleuchtungsanlage freihalten, rät Bausch. Flaggen so anbringen, dass sie die Lampen nicht verdecken und vor allem keinen Kontakt zu heißen Teilen, wie dem Motor, haben. Natürlich haben Aufkleber auf Leuchten nichts zu suchen. Apropos: Auf den Fenstern behindern Aufkleber die Sicht – nach außen und nach innen!
Vorsicht: Absolut verboten ist es dem TÜV-Süd-Experten zufolge, Flaggen an Stangen während der Fahrt aus dem Auto zu halten. „Spiegelsocken verdecken meist nicht nur den Blinker am Spiegel, sondern können beim modernen Fahrzeug auch Sensoren stören, etwa die vom Totwinkelassistent“, erläutert Bausch weiter.
Von den Flaggen zur Fahne: Viele Kommunen deklarieren Auto-Corsos inzwischen als Demonstration. Die Veranstaltungen finden so in einem speziell geschützten Bereich und auf Straßen statt, die von der Polizei zuvor abgesperrt wurden. Aber auch dort gilt die Straßenverkehrsordnung. Alkohol hat am Steuer nichts zu suchen. Hat der Fahrer außer der Landes- auch noch eine andere Fahne, ist der Führerschein weg. „Mit nullkommanull Promille hat der Fan am Steuer die hundertprozentige Kontrolle, auch über die Insassen“, betont Bausch.
Stichwort Surfen: „Lehnen sich Insassen aus den Seitenfenstern, ist die Verletzungsgefahr selbst bei niedrigem Tempo hoch. Fahrer sollten deswegen beim Corso einen kühlen Kopf und auch ihre Mitfahrer im Griff haben“, sagt Bausch abschließend.
Quelle: TÜV-Süd, Foto: AdobeStock