Wer kennt es nicht? Beim Blick ins andere Auto sieht man vom Beifahrer nur die Füße, die lässig und bequem auf dem Armaturenbrett drapiert sind. Verboten ist das zwar nicht, aber kommt es zu einem Unfall, kann diese Sitzposition schwerwiegende Folgen haben, warnt jetzt die Dekra.
In der Regel sitzt der Fahrer gut und einwandfrei. Und bevor es losgeht werden zumeist ganz selbstverständlich Lenkrad und Fahrersitz justiert. DDie Füße sollen die Pedalerie, die Hände das Lenkrad gut in Reichweite haben. Laut Dekra bedeutet dies durchweg: Die Sitzposition entspricht ungefähr dem, was bei einem Unfall für den optimalen Schutz durch das Zusammenspiel von Airbag und Sicherheitsgurt nötig ist.
Doch nicht nur auf dem Fahrersitz ist die richtige Sitzeinstellung entscheidend für die Sicherheit. Das gilt mindestens genauso auf der Beifahrerseite. „Die Crashtests zeigen sehr eindrücklich, welchen Einfluss die individuelle Anpassung der Sitzposition an den Körperbau auf die Unfallfolgen hat“, sagt der Dekra-Unfallforscher und Biomechanik-Experte Andreas Schäuble. „Bei falscher Sitzposition geht der Schutz durch Gurt und Airbag weitgehend verloren.“
In drei Versuchen wurden drei baugleiche Fahrzeuge mit jeweils drei unterschiedlich großen Dummys gecrasht. Die drei Dummys saßen bei jedem der drei Crashversuche im Wechsel auf dem Fahrersitz, auf dem Beifahrersitz und auf der Rückbank. Dabei wurde der Fahrersitz jeweils individuell so eingestellt, dass Pedale und Lenkrad gut erreichbar waren. Der Beifahrersitz blieb dagegen bei allen drei Versuchen in einer mittleren Position. „Diese Position hatten wir zuvor durch eine eigene Erhebung in realen Pkw sowie durch eine Auswertung von Unfalldaten als die Einstellung ermittelt, die in der Realität am häufigsten ist“, “, erklärt der Dekra-Experte.
Insbesondere auf der Beifahrerseite ergaben die Crashtests erhebliche Unterschiede bei den Unfallfolgen. Die drei unterschiedlichen Dummys schnitten auch unterschiedlich ab. Ergebnis: Je einmal gut, mittel und schlecht. Letzteres sorgte sogar dafür, dass der Testcrashdummy durch die falsche Sitzposition und den dadurch bedingten tieferen Körperschwerpunkt stärker in die Sitzfläche gedrückt wurde, so dass er beim Aufprall unter dem Beckengurt hindurchtauchte.
„Dieses so genannte ‚Submarining‘ erlebt man auch dann, wenn die Rückenlehne zu flach eingestellt ist“, erklärt der Dekra-Unfallforscher. Und weiter: „Sowohl Schulter- als auch Beckengurt können dann ihre Rückhaltewirkung nicht im nötigen Maß entfalten. Um es klar und deutlich zu sagen: Liegen und Lümmeln sind für Beifahrer im Ernstfall lebensgefährlich.“
Und noch eine Warnung ist dem Dekra-Experten wichtig: „Wenn der Beifahrer die Füße auf dem Armaturenbrett ablegt, kann das bei einem Unfall schwerste Verletzungen verursachen. Denn falls in dieser Position der Airbag auslöst, werden die Knie Richtung Kopf geschleudert, der Beckengurt hat keinen Halt an den Beckenknochen und kann tief in den Bauchraum eindringen. Die Füße sollten unbedingt im Fußraum bleiben.“
Wie also sieht die richtige Sitzeinstellung auf der Beifahrerseite aus? „In Längsrichtung sollte der Sitz nur so weit nach hinten verstellt sein, dass der Abstand zwischen Knien und Handschuhfach etwa drei Finger breit ist“, sagt Schäuble. Wichtig ist auch die Sitzhöhe, die sich in vielen modernen Fahrzeugen ebenfalls einstellen lässt.
„Hier gilt dasselbe wie für den Fahrer: Augenhöhe ist etwa auf der halben Höhe der Windschutzscheibe.“ Die Rückenlehne sollte möglichst aufrecht stehen, so dass die Schultern Kontakt zur Lehne haben. Was die Einstellung der Kopfstütze angeht, rät der Dekra-Experte: „Der Abstand zwischen Kopfstütze und Kopf sollte möglichst gering sein. Die Oberkante der Kopfstütze liegt eher hoch, im Idealfall ungefähr an der Oberkante des Kopfes.“
Quelle und Foto: Dekra