Raus aus der Nische, rein ins pralle Autoleben. Mittlerweile gehören elektrifizierte Fahrzeuge zum Verkehrsalltag und wer sich nicht gleich einen neuen Stromer anschaffen möchte, schaut sich auf dem wachsenden Markt für gebrauchte E-Autos um. Allerdings gibt es dabei etliche Dinge zu beachten. Darauf weisen jetzt die Experten der Dekra hin.
Laut einer aktuellen Marktstudie der DAT können sich inzwischen rund 13 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer vorstellen, ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen.Dafür gibt der Dekra-Fachmann Michael Tziatzios erst einmal Entwarnung: „Beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos gelten weitgehend die gleichen Regeln wie beim gebrauchten Verbrenner.“
So empfiehlt der Leiter Gebrauchtwagen-Management als Mindeststandard eine frische HU, besser aber einen fachmännischen Gebrauchtwagen-Check, der die Bereiche Technik, Karosserie und elektronische Systeme abdeckt. Nicht fehlen dürfen zudem eine Prüfung von Zahl der Vorbesitzer, Serviceheft und Werkstattrechnungen, eine Probefahrt sowie ein schriftlicher Vertrag mit Angaben zu Laufleistung und Vorschäden.
Ganz genau und sorgfältig sollte der Akku unter die Lupe genommen werden. „Die Batterie ist das Herzstück des Elektroautos, sie allein macht oft ein Drittel des Fahrzeugwerts aus“, betont Tziatzios. Ein nicht von der Garantie gedeckter Austausch habe in der Regel Kosten im fünfstelligen Bereich zur Folge. „Stellen Sie sicher, dass die Batterie in einem guten Zustand ist und eine ausreichende Kapazität besitzt. Davon hängen Lebensdauer und Reichweite ab.“
Daneben sind noch einige weitere Punkte zu berücksichtigen: „Wir empfehlen Käufern, vorab sicherzustellen, dass die Reichweite dem individuellen Einsatzprofil entspricht“, erklärt der Gebrauchtwagen-Experte. Diese wiederum hängt von der Akkugröße, vom Fahrstil und der Außentemperatur ab. Die in Prospekten ausgewiesenen WLTP-Testwerte seien im Alltag meist nicht zu erreichen. Ein kleinerer Akku könne für den Einsatz auf Kurzstrecken geeignet sein. Wer häufig längere Strecken auf der Autobahn fährt, brauche einen größeren Akku, will er nicht häufig Ladestopps einlegen müssen.
Vorfeld eines Kaufs seien zudem auch Gedanken zur wohnortnahen Ladeinfrastruktur ratsam. Gibt es in der Nähe oder am Arbeitsplatz genügend Ladestationen? Steht in der Garage oder am Wohnhaus eine Wallbox zur Verfügung? Denn dort sei das Laden günstiger als an einer öffentlichen Ladesäule, außerdem könne das Fahrzeug im Winter vorgeheizt werden. Vorteilhaft sei auch die Anmeldung bei Anbietern, die möglichst viele Ladestationen abdeckten.
Aktuell ist die Ansicht verbreitet, die Wartungskosten bei E-Autos wären niedriger als beim Verbrenner. „Erste Erfahrungen zeigen aber, dass die Wartungskosten höher ausfallen können als erwartet. So korrodieren die Bremsscheiben aufgrund der geringeren Verwendung frühzeitig, so dass sie teilweise früher gewechselt werden müssen als bei Verbrennern“, erklärt Tziatzios. Außerdem haben sich die Stundensätze der Werkstätten für Elektrofahrzeuge erhöht, da die Mitarbeiter für Arbeiten an Elektroautos zusätzliche Qualifikationen brauchen.
Nach wie vor sind Elektroautos meist teurer in der Anschaffung als vergleichbare Verbrenner. Daher gilt: Informieren Sie sich vorab genau über die Kosten eines Elektroautos und stellen Preisvergleiche an.
Beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos ist es außerdem ratsam, auf die Restlaufzeit der Garantie sowie den Garantieumfang zu achten – besonders mit Blick auf die Batterie. In die Kalkulation sind auch die Versicherungskosten einzubeziehen, die bei Elektrofahrzeugen oft höher ausfallen als bei vergleichbaren Verbrennern.
Quelle: Dekra, Foto: Ford