Es ist wieder an der Zeit, an die Sommerreifen zu denken. Für den Wechsel von Winter- auf Sommerpneus gilt die Faustregel von Ostern bis Oktober. Autofahrer, die jetzt ohnehin einen Reifenkauf planen, können dabei vom kräftig europäischen Reifenlabel profitieren. Es bietet Informationen zu den wichtigen Eigenschaften wie dem Rollwiderstand, Bremsen bei Nässe und dem Abrollgeräusch. Ganz neu sind Angaben zur Wintertauglichkeit des Reifens.
Rund 40 Millionen Pkw-Reifen werden jedes Jahr in Deutschland durch neue ersetzt. Zur anstehenden Wechselsaison empfehlen auch die Reifenexperten der Dekra, vor dem Kauf das EU-Reifenlabel zu beachten. Seit 2012 unterstützt das europäische Reifenlabel Autobesitzer beim Kauf neuer Reifen.
„Das EU-Reifenlabel ist die einzige einheitliche und damit vergleichbare Kennzeichnung aller Reifen. Verbraucherinnen und Verbraucher können damit jeden Reifen anhand der drei Kriterien Nassgriff, Abrollgeräusch und Rollwiderstand in punkto Sicherheit, Umweltaspekten und Verbrauch besser einschätzen“, erläutert Christian Koch, Reifensachverständiger der Dekra. Weitere Piktogramme informieren über die Eignung auf Schnee und Eis.
Ähnlich wie bei den von Elektrogeräten bekannten EU-Energieeffizienzlabels wird bei dem Mitte 2021 aktualisierten Reifenlabel die Leistungsfähigkeit von Reifen in einer Skala von zum Beispiel A bis E eingestuft. Die EU verspricht sich von der Kennzeichnung der Pkw- und Lkw-Reifen eine Verringerung der CO2-Emissionen um rund 10 Millionen Tonnen.
Mit dem Nassgriff beleuchtet das Label ein wichtiges Kriterium für die Fahrsicherheit. „Der Unterschied zwischen Reifen der Klasse A und E kann hier bis zu 30 Prozent betragen“, erklärt Koch. In der besten Reifen-Einstufung (Klasse A) erzielt ein Pkw bei einer Vollbremsung aus 80 km/h einen um bis zu 18 Meter kürzeren Bremsweg als ein Fahrzeug mit Reifen der Klasse E. Wo ein Pkw mit Klasse A-Reifen bereits steht, ist das andere noch 50 km/h schnell unterwegs – mit den entsprechenden Folgen mit Blick auf das Unfallrisiko.
Um Umwelt und Verbrauch geht es in der Kategorie Kraftstoffeffizienz und Rollwiderstand. Mit Reifen, die bei diesem Kriterium in Klasse A eingestuft sind, hat ein Fahrzeug einen Verbrauchsvorteil von bis zu 7,5 Prozent gegenüber Reifen der Klasse E. Bei einem Pkw mit einem Verbrauch von durchschnittlich 6,6 Liter bedeutet das eine Ersparnis von bis zu 0,5 Liter pro 100 Kilometer.
„Dieser positive Effekt stellt sich aber nur dann ein, wenn der vorgeschriebene Reifendruck eingehalten wird“, erinnert Koch. „Der Fülldruck ist bei kaltem Reifen an die Herstellerwerte anzupassen. Ein zu geringer Fülldruck führt an allen Reifen zu hohem Rollwiderstand. Liegt er deutlich darunter, geht das auf Kosten der Laufleistung und der strukturellen Haltbarkeit. Das kann bis zur Zerstörung des Reifens führen.“
Mehr Transparenz schafft das EU-Reifenlabel auch beim externen Rollgeräusch. Es gibt den Geräuschwert in Dezibel an und unterscheidet hier die drei Klassen A bis C. Die leisesten Reifen (Klasse A) unterschreiten den strengeren EU-Grenzwert von 2016 um mehr als 3 Dezibel (dB), Reifen der Klasse B halten ihn ein oder liegen bis zu 3 Dezibel darunter. Klasse C-Reifen halten den aktuellen Lärmgrenzwert ein. Ein um 10 Dezibel höherer Schallpegel wird als etwa doppelt so laut wahrgenommen.
Neben Marke, Größe, Typenkennung und Klasse des Reifens enthält das EU-Label bei Winterreifen auch das „3 Peak Mountain Snowflake“-Symbol, das eine Mindestgriffigkeit des Reifens auf Schnee und Eis attestiert. Ein QR-Code rechts oben auf dem Label führt zum online verfügbaren Produktdatenblatt des Reifens. Gleichwohl das EU-Label befreit die Käufer nicht, sich darüber hinaus grünlich über die neuen Pneus, deren Eigenschaften und Leistungsfähigkeit zu informieren.
Quelle und Foto: Dekra