Obwohl der Lockdown erneut verlängert wurde, gilt für die Einsatzzeit von Sommerreifen nach wie vor die Faustregel von Ostern bis Oktober. Durch wiederkehrende Kälteperioden, Homeoffice und Ausgangssperren sind jedoch noch auf so manchem Fahrzeug die Winterpneus aufgezogen. Autofahrer, die jetzt ohnehin einen Reifenkauf planen, können ab Mai 2021 vom kräftig überarbeiteten europäischen Reifenlabel profitieren. Es bietet in seiner dann aktualisierten Fassung noch mehr und bessere Informationen zu wichtigen Eigenschaften wie dem Rollwiderstand, Bremsen bei Nässe und dem Abrollgeräusch. Ganz neu sind Angaben zur Wintertauglichkeit des Reifens.
Seit 2012 unterstützt das europäische Reifenlabel Autobesitzer beim Kauf neuer Reifen. Vom Energielabel, wie es zum Beispiel für Haushaltsgeräte vorgeschrieben ist, unterscheidet es sich durch wertvolle Zusatzinformationen. „Die Leistungen beim Nassbremsen sind ein wichtiges Kriterium für die Sicherheit. Deshalb erscheinen auch sie auf dem Label“, erklärt der Reifenexperte Lars Netsch von TÜV-Süd. Das Abrollgeräusch wiederum trägt maßgeblich zur Lärmbelastung durch den Verkehr bei. Angaben dazu ermöglichen es Verbrauchern, bewusst einen leiseren Reifen zu kaufen. Der Rollwiderstand ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium für die Kraftstoffeffizienz zum Schutz der Umwelt und zur Einsparung von Energie.
Beim Design des ab Mai 2021 vorgeschriebenen Labels fallen die Änderungen sofort ins Auge. Ganz oben prangt der Schriftzug „Energy“ der Generaldirektion der EU-Kommission für die Energiepolitik. Das Y wird dabei über einen Blitz symbolisiert. Darunter stehen jetzt Angaben des genauen Reifentyps und der Dimension.
Die Label-Klassen der Rollwiderstands- und Nassbremswerte wurden teilweise neu definiert. Bei der Geräuscheinstufung setzt die Kennzeichnung nunmehr auf Dezibel-Angaben und den Buchstaben A, B oder C.
Wintereignung: Zwei neue Signets geben Informationen zur Eignung bei Eis und Schnee. Eines sagt aus, ob es sich um einen Winterreifen mit durch eine UNECE-Typgenehmigung zertifizierter Schneehaftung handelt. Es ist die Kennzeichnung mit einer Schneeflocke im stilisierten Gebirgsprofil, dem sogenannten Alpine- oder Triple Peak Mountain Symbol. Das zweite Zeichen bestätigt einen Reifen ohne Spikes mit Haftung auf Eis nach dem Entwurf des neuen ISO-Standards ISO 19447.
Beim neuen Label bleiben die Klassen A bis C unverändert. Bei C1- und C2-Reifen, also für Personenwagen und leichte Lastwagen, wird die bisher für Rollwiderstand und Nasshaftung nicht vergebene Klasse D nun mit den Werten aus der alten Klasse E gefüllt, die ihrerseits die Werte der vorherigen Klassen F und G übernimmt. Netsch: „Das macht das Label übersichtlicher.“
Weitere Informationen zu den jeweiligen Reifen können sich Autobesitzer über einen QR-Code am oberen rechten Rand des Reifenlabels herunterladen. Mit der Kamera eines Mobiltelefons eingelesen, führt dieser sogenannte Quick-Response-Code über einen Link zur EPREL-Datenbank. In der European Product Registry for Energy Labelling sind nicht nur alle Werte des Reifenlabels enthalten, sondern auch das Produktinformationsblatt (PIB). Beginn und gegebenenfalls Ende der Produktion des Reifenmodells werden ebenfalls enthalten sein.
Die Werte des Reifenlabels gelten jeweils für exakt den angegebenen Reifentyp, die genaue Dimension, den Geschwindigkeitsindex und die Tragfähigkeit. Der gleiche Reifentyp in einer anderen Größe, mit anderer Tragfähigkeit oder Höchstgeschwindigkeit könne also unterschiedliche Label-Werte aufweisen. Ähnliches gilt für speziell nach den Spezifikationen der Fahrzeughersteller konstruierte und markierte Reifen.
Quelle:TÜV-Süd, Foto: AdobeStock