Auto und Reifen sind in dieser Jahreszeit zum Teil extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt. In diesem Winter sowieso. Hartnäckige Frostreste, Schmutz und Streusalz machen Karosserie und Co. schwer zu schaffen. Ebenfalls schnell in Mitleidenschaft gezogen werden die Pneus. Für einen veritablen Reifenschaden braucht es manchmal nur Sekundenbruchteile. Beispiel: Schnee am Straßenrand, nicht aufgepasst, schon wird die Parkbucht zu ambitioniert angesteuert, kommt es zu einem empfindlichen Zusammenstoß zwischen Reifen und Kantstein.
„Wer beim Einparken heftig gegen die Bordsteinkante fährt, kann den Reifen nachhaltig schädigen“, warnt deshalb Thomas Salzinger vom TÜV-Süd. Und der Experte weiter: „Der Sicherheit zuliebe sollte man also immer darauf achten, dass die Pneus in einwandfreiem Zustand sind.“ Je nach Situation können die Reifen im Bereich der Seitenwand oder der tragenden Struktur, der sogenannten Karkasse, Schaden nehmen. Salzinger: „Reifen haben ein Gedächtnis wie ein Elefant und zeigen ihre Misshandlungen zumeist dann, wenn man eine Reifenpanne am wenigsten gebrauchen kann.“
Laut dem TÜV-Süd-Fachmann könne, wer seine Reifen schone, Bordsteinrempler und andere Beschädigungen vermeide sowie auf den korrekten Luftdruck achte, mit seinen Reifen in der Regel bis an die gesetzliche Verschleißgrenze von 1,6 Millimetern fahren. Soweit der Verschleiß geringer war und keine sichtbaren Schädigungen oder Alterungsrisse erkennbar sind, gelte dies sogar bis zu einem Alter von wenigstens sechs Jahren.
Wichtig ist die kontinuierliche Kontrolle unter anderem des Reifendrucks. Dabei gilt: kalt checken. Alle Reifendruckwerte sind für kalte Reifen ausgelegt. Schon Fahrten unter zehn Kilometer erwärmen die Pneus. Dem TÜV-Süd-Expertenrat zufolge sollte deshalb dann keinesfalls Luft abgelassen, sondern eher ein etwas höherer Wert als in der Herstellerinformation empfohlen eingestellt werden (0,1 bis 0,3 Bar).
Salzinger: „Die Betriebsanleitung und ein Aufkleber – zumeist an der Innenseite von Tankklappe oder Tür – nennen den vom Autohersteller festgelegten Fülldruck.“ Weil fast alle Autos mit verschiedenen Reifengrößen gefahren werden dürfen, gibt es unterschiedliche Werte für die einzelnen Dimensionen. „Darauf muss man achten“, erinnert Salzinger Autofahrer und „mitunter geben Autohersteller den Druck physikalisch korrekt in der ungewohnten Einheit Kilopascal (kPa) an. Die Umrechnung in das gebräuchliche Bar ist einfach – 100 kPa entsprechen einem Bar.“
Je nach Beladung oder Fahrprofil empfehlen manche Hersteller spezifische Drücke, etwa für hohe, dauerhafte Geschwindigkeiten oder für ein Fahrzeug, das samt Insassen vollbeladen ist. Für längere Fahrten auf der Autobahn rät der TÜV-Süd zu einem 0,3 Bar höheren Fülldruck. Für die schnelle Fahrt ist allerdings nicht generell der Volllast-Druck zu empfehlen. Volllast bezieht sich nämlich auf die Beladung des Fahrzeugs. Bei größeren Kombis sind dafür zuweilen Werte nahe an drei Bar vorgesehen, die für ein unbeladenes Fahrzeug auch bei Autobahnfahrten wiederum ungeeignet sind. „Und nach der Fahrt heißt es, die Pneus wieder auf Normaldruck absenken“, rät Salzinger.
In der Regel aber sind die Werte der Autohersteller ein „Komfortluftdruck“. 0,2 bis 0,3 Bar mehr schaden keinesfalls. Sehr viel höhere Werte beeinflussen wiederum die Fahreigenschaften negativ und verschleißen die Reifen ungleichmäßig. Viele Hersteller geben mittlerweile zusätzlich eine Empfehlung für einen höheren „Eco“-Fülldruck an - dieser sollte ebenfalls nicht überschritten werden
„Keinesfalls sollten Fahrzeugführer die Druckempfehlungen der Autohersteller unterschreiten“, warnt der TÜV-Süd-Experte. Neben dem erhöhten Verschleiß machen schon einige Zehntel Bar im Stadtverkehr den Unterschied. Salzinger: „Bereits 0,5 Bar weniger erhöhen den Mehrverbrauch spürbar und können zudem die Sicherheit bei höheren Geschwindigkeiten gefährden.“
Wer unsicher ist, in welchem Zustand seine Reifen oder ob sie gar beschädigt sind, sollte schnell eine Fachwerkstatt aufsuchen und die Pneus bei einem kurzen Check prüfen lassen.
Quelle: TÜV-Süd, Foto: Coparts